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Montag, 7. Januar 2013

Romantik in der Chemie (1)

Weil mir heute mal danach ist, möchte ich ein wenig rumsülzen und der ach so interessierten Welt zeigen, was für liebevolle, einfühlsame, künstlerische und zarte Geschöpfe wir Chemiker doch sind. Die gegenseitige sylvesterliche Bombadierung mit explosiven Edelmetallen hatte ich an chronologisch angebrachter Stelle ja bereits erwähnt. Ohne Zweifel gäbe es noch eine schier unendliche Zahl weiterer Substanzen, die  gar nicht anders können, als all die Zuneigung und Liebe, mit der sie hergestellt wurden, in einer gewaltigen Detonation der Emotionen begleitet von einem ohrenbetäubenden Aufschrei der Glückseligkeit zu entladen, die es wert wären, hier genannt zu werden, aber ich will ja nicht, dass es hinterher heißt: "Schatz, es tut mir leid, dass du einen Arm verloren hast....und das Bein....und das, was ich von dir da drüben in der Hecke gefunden habe, wovon ich leider noch nicht weiß, was es mal war. Ich wollte dir doch nur zeigen, wie sehr ich dich mag!" Zu schade, dass sie das nicht mehr hören konnte, weil ihre Ohren in der Dachrinne der Nachbarn hängen.
Bevor ich nun also fortfahre, soll die berechtigte Frage erlaubt sein, wieso es mir überhaupt zustehen sollte, über Romantik zu schwadronieren. Reduzieren wir Romantik mal auf das Körperliche, das Körperliche auf Koitus und den Koitus auf Orgasmen (als Chemiker darf man das, wenn man genügend Elektronen dabei hat), welchen wir wiedrum als "Explosion der Lust" bezeichnen wollen. Bleibt die Frage: Wer macht die besten Explosionen? Richtig, Chemiker ;D
Nun auch genug davon, bevor noch jemand rote Ohren bekommt. Fangen wir mit einem kleinen Gedicht an, einem Limerick, um genau zu sein, denn wie jeder weiß, sind alle Gedichte immer romantisch. Ausnahmen ausgeschlossen.

A mosquito was heard to complain


A mosquito was heard to complain 
That a chemist had poisoned his brain 
The cause of his sorrow 
Was paradichloro 
Diphenyltrichloroethane.
-by Dr. D. D. Perrin
Es ist niedlich, klein und putzig, reimt sich sogar und verbreitet einfach gute Laune beim Lesen. Warum auch nicht? Immerhin ist es dem "para-Dichlorodiphenyltrichloroethane", zu Deutsch "para-Dichlordiphenyltrichlorethan" (kurz DDT) oder wie es in IUPAC, der Geheimsprache der Chemiker, heißt "1,1,1-Trichlor-2,2-bis-(4-chlorphenyl)ethan" gewidmet, einem der übelsten Insektizide aller Zeiten. Wem würde bei dem Gedanken nicht warm ums Herz werden.
Hier die Molekülstruktur dieses herzigen kleinen Todbringers. Zwei Pünktchen dazu gemalt und schon sieht es aus wie ein süßer kleiner Mutantenelch.

Eingesetzt wurde DDT wahrscheinlich am stärksten im zweiten Weltkrieg. Die Soldaten an der Front waren selbstredend mit Wichtigerem beschäftigt, als sich zu waschen oder gar die  Klamotten zu wechseln. Als Representat der stolzen United Nations of the Americas lässt man sich lieber, so wie dieser wackere Kerl hier, mit einem krebserregendem Pülverchen das Brusthaartoupet pudern. Richtig verstanden! Auf dem Bild ist nicht etwa zu sehen, wie jemand zur Unterhaltung des Frontlinienfußvolkes Silikonimplantate injiziert bekommt, nein, viel besser! Eine direkt Bestäubung mit DDT darfs sein, um die vielen kleinen Krabbeltierechen abzutöten, die sich sonst in der nahrhaften, talkigen Schicht, die sich nach tagelangem Kriegsgetümmel zwischen Haut und Uniform bildet, einnisten und Krankheiten übertragen könnten. Vorallem soll es sich um eine bestimmte Läuseart gehandelt haben, die Typhus übertragen konnte. Da fragt man sich doch glatt, wieso er den Puderpüster nicht direkt einen halben Meter tiefer angesetzt hat...

Fortsetzung folgt...(irgendwann)

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