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Montag, 20. Mai 2013

Chemiker in der Familie - Retter in allen Notlagen

Ich stelle folgenden Antrag an die Bundesregierung:
Aus Haushaltsmitteln des Staates soll eine Institution eingerichtet werden, deren einziger Zweck es sei, in jedem Verwandtschaftsverhälntnis oder zu wenigst in jeder gemeinschaftlich zusammenlebenden Struktur einen jungen Menschen des Engagements und der Befähigung nach zu testen und auszuwählen, um ihn zu einem allseitig gewandten Chemiker auszubilden, dessen Aufgabe es sein soll, nach besten Wissen und Gewissen seine Berufung zu nutzen, um das Wohl anderer zu schützen und zu mehren und allgemein die Lebensqualität zu steigern. Für die Auswahl der Jungchemiker soll ein Ausschuss berufen werden, der von Interessenvertretern der nationalen sowie internationalen Industrie undbedingt freizuhalten ist. Weiterhin muss den ausgebildeten Chemikern ein Etat zur Verfügung gestellt werden, der es ihnen ermöglicht ihrer Berufung für die Allgemeinheit nachzukommen und zu gleich ein eigenes von dieser unabhängig orientiertes Leben zu führen. Die Kosten für Aus- und Fortbildung, sowie jährliche Erneuerung grundlegender Sicherheitsmaßnahmen und einen Grundstock an Chemikalien, der für Notfälle bereitgehalten und ständig in Fülle zugreifbar zu sein und über dessen Zusammenstellung der berufene Fachausschuss zu beraten hat, trage der Staat.
Das wäre doch mal etwas wirklich wirklich Nützliches. Wie ich darauf komme und wieso das so ist? Wir alle kennen doch diese Situationen: Omas geerbter metallener Kerzenständer ist angelaufen, dabei sollte er doch heute Abend beim Essen den Tisch dekorieren. Flecken an unpassenden Orten, die einfach nicht weg gehen wollen. Muffiger Geruch oder gar penetranter Gestank, der auch über das beste Raumspray noch die Nase belästigt. In solchen Fällen passiert doch immer das gleiche. Man versucht mit den bekannten Methoden das Problem zu lösen - und scheitert. Das kostet einen Zeit und nerven und macht unzufrieden. Dann hat man entweder die Möglichkeit einen Experten zu konsultieren, aber wer macht das schon, ist schließlich viel zu teuer, oder man versucht es mit irgendwelchen Do-it-yourself Tipps, die man aus dem Internet saugt oder in einschlägigen Magazinen (sowohl in gedruckter als auch in televisioneller Form) nachliest - und scheitert. Denn auch, wenn hinter diesen Tipps des Öfteren ein vernünftiger Ansatz liegt, scheitert es daran, dass entweder der Moderator/Autor/die ganze Produktionscrew eigentlich gar nicht verstanden haben, was sie da tun, die eigentliche Funktionsweise nicht begreifen und folglich auch nicht daraufhinweisen können, wovon der Erfolg der Methodik maßgeblich abhängt, was wiederum meistens darauf zurückzuführen ist, dass man nur wiedergibt, was man irgendwo bei jemandem gelesen hat, der selbst nur wiederholt, was aus Quellen stammt, die schon lange niemand mehr kennt (an dieser Stelle sei darauf verwiesen, wie wichtig es ist, korrekt zu zitieren...) oder der Anwender ist einfach nicht in der Lage die Anweisung richtig umzusetzen, weil er meint, er wüsste es besser -  so was soll es ja auch geben und endet dann meistens in viel größeren Problemen, vorallem unter uns Chemikern dann gerne auch mal mit Explosionen, Feuererscheinungen und Amputationen.
Wie viel angenehmer wäre das Leben wenn nun jeder quasi einen "Hauschemiker" hätte, der für alle diese Probleme des Alltags eine Lösung parat hat, die auch funktioniert und richtig angewendet meist zum sofortigen Erfolg führt. Nehmen wir das Beispiel mit Omas Kerzenständer: Der gemeine Kerzenständer-Besitzer würde wahrscheinlich zu einem Poliermittel greifen und versuchen, dem guten Metallstück damit wieder zu Glanz zu verhelfen. Wenn er Pech hat und ein schlechtes Mittelchen mit großen Schleifpartikeln erwischt hat er hinterher Kratzer im Metall, wenn er Glück hat und ein gutes Schleifmittel zur Hand hat, sind die Partikel winzig und es dauert ewig den Dreck damit wegzubekommen. In beiden Fällen tut man jedenfalls nichts anderes als die Oxidschicht auf dem Metall mechanisch abzutragen. Das geht viel einfacher und schneller, wenn man den ganzen Kerzenständer in verdünnte Salzsäure taucht. 30 Sekunden baden und voilà: Der Kerzenständer strahlt wieder in der Originalfarbe des Metalls. "Verdünnte Salzsäure. Wo soll ich die denn herbekommen?!", fragt sich der verwunderte Leser jetzt. Erstens ist die für jeden (über 18) in jeder Apotheke frei verkäuflich, wobei der Apotheker theoretisch das Recht hat, den Verkauf zu verweigern, wenn ihm der Käufer und seine Absichten suspekt vorkommen,  und zweitens kann jeder halbwegs kompetente Chemiker sich die auch aus zwei denkbar einfachen Haushaltsmitteln selbst herstellen, die garantiert in jeder Küche zu finden sind. Natürlich kann ich hier nicht einfach so verraten, wie das geht - wissenschaftlicher Ehrencodex und so - aber man nennt sie ja nicht umsonst Salzsäure...
Außerdem das Problem mit den Gerüchen. Was man im Supermarkt alles so bekommt, um schlechte Gerüche loszuwerden, ist ja schön und gut, aber nicht konzentriert genug. Duftstoffe zeichnen sich nunmal damit aus, leicht flüchtig zu sein, und wenn man sie zu niedrig konzentriert einsetzt sind sie eben nach ein paar Minuten schon wieder weggedampft. Die Hersteller sparen Geld, wenn sie den Wirkstoff sparsam verwenden und für den Normalverbraucher ist der Erwerb der Reinsubstanz (ebenfalls in den meisten Fällen über die Apotheke möglich) finanziell  eher unerschwinglich und schlichtweg unsinnig.Was tut man nun also, wenn man eine Party schmeißen will, einen Raum dafür herrichtet und dann zwei Stunden vorher merkt, dass wohl die Nachbarskatze letzte Nacht da war und sich olfaktorisch verewigt hat? Nichts. Man kann nichts tun, um den Katzengeruch in zwei Stunden wieder loswerden. Da hilft kein Putzen, kein Lüften und keine Duftkerzen. Katze setzt sich als Kopfnote über alles hinweg. Man könnte den Raum vielleicht mit Chanell No. 5 fluten, ich überlasse es den Lesern, zu bewerten, ob das eine geruchliche Verbesserung wäre. Der Einzige Ausweg aus diesem Dilemma wäre, wenn man einen Chemiker zur Seite hat der vor Ort ist (immerhin bleibt nur noch eine Stunde), der ein Arsenal an konzentrierten Duftstoffen hat (hier kommt der eingangs angesprochene Grundstock an Notfallchemikalien ins Spiel) und diese sinnvoll anzuwenden weiß. Als Beispiel nehmen wir mal Vanillin - einen aus über 100 Stoffen, die in der Vanilleschote vorkommen und ihren charakteristischen Duft zum Großteil ausmacht.
Vanillin oder auch 4-Hydroxy-3-methoxybenzaldehyd.
Vanillin hat schon in kleinen Mengen einen deutlich wahrnehmbaren Geruch, der auch im Tonnenmaßstab nicht übermäßig aufdringlich wird, anders als beim literweisen Einsatz von Parfüm beispielsweise. Nun würden die meisten Menschen, würde man ihnen Vanillin (übrigens ein weißer Feststoff bei Raumtemperatur) in die Hand geben und sie in oben beschriebene Situation versetzen, wahrscheinlich anfangen, das Pulver im Raum zu verstreuen. Nicht so ein Chemiker! Der weiß nämlich, dass Duftstoffe, wie bereits erwähnt, leicht in die Gasphase übergehen müssen. Das wiederum kann nur an der Oberfläche passieren, die bei Feststoffen nunmal begrenzt ist. Beste Möglichkeit sie um viele  Größenordnungen zu maximieren ist, den Stoff zu lösen. Der kompetente Chemiker weiß (oder erkennt, sobald er noch mal auf das Sicherheitsdatenblatt der Substanz geschaut hat), dass es sich bei Vanillin um ein relativ simpel substituiertes Benzolderivat handelt, und schlussfolgert daher gekonnt, dass es ich wohl nicht gut in Wasser lösen lassen wird. Gut wäre jetzt z.B. Ethylacetat als Lösungsmittel, aber selbst wenn keins vorhanden ist (ich verweise wieder auf die Wichtigkeit des Grundstocks an Notfallchemikalien), greift man eben zur Vodkaflasche (wir erinnern uns, hier sollte ja später noch eine Party stattfinden) und löst das Vanillin eben in Ethanol. Dann wird die Lösung durch den Raumgesprenkelt, der Alkohol verdampft zügig und in einer Stunde riecht man weder Katze noch Vodka, sondern nur noch einen Hauch von Vanille.
Zuletzt möchte ich noch zwei Argumente vorbringen, warum ich der Meinung bin, dass der Staat für all das aufkommen sollte. Zum einen gibt es viel zu viele Menschen da draußen, die da Pech haben, in einem Umfeld geboren zu werden, dass ihnen eine angemessene Beschäftigung mit ihren Interessen und eine Ausbildung ihrer inhärenten Fähigkeiten drastisch erschwert oder sie gänzlich unmöglich macht. Es gibt so viele junge Menschen, die verblüffende Kreativität, unerschöpfliche Motivation und herausragendes Engagement zeigen, aber nichts davon nutzen können, weil ihnen die finanzielle Unterstützung fehlt, und später frustriert werden, wenn ihnen bewusst wird, was sie eigentlich hätten erreichen können...
Zum anderen beschweren sich glückliche Menschen weniger häufig, wenn sie z.B. mal wieder eine Steuererhöhung bezahlen müssen. Integriert man in das "Staatliche Chemiker Förderungsprogramm" noch den Ausbau des Hauskellers zum Syntheselabor (staatlich finanziert versteht sich), hat man auch direkt die Möglichkeit "Glücklichkeit in Pillen" in die Kommunen zu bringen...
Dieser Post soll deshalb mit einem Zitat Lenins enden:
[...] Opium für´s Volk!