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Sonntag, 8. Dezember 2013

Wer braucht schon Ceranfeld, wenn er ein Silikonölbad haben kann?!

Ich möchte an den letzten Post anknüpfend hier eine weitere Errungenschaft des "Chemiker-Lifestyles" präsentieren. Schon vor Äonen von Jahren habe ich - wie ich glaube - überzeugend dargelegt, dass Chemiker die besten Köche sind. Dem einen oder anderen, der schon etwas länger im Labor tätig ist, könnte das mit der Zeit allerdings zum Verhängnis werden. Irgendwann kommt nämlich der Augenblick an dem man einen leckeren Festschmaus zubereiten will, die Herdplatte einschaltet, den Drehknopf, den man dafür gerade betätigt hat, anschaut und sich denkt: "Welcher Holzkopf beschriftet diese Dinger eigentlich mich Zahlen von 1 bis {oberes Ende variabel} anstatt mit Temperaturen ?! Beim Backofen geht das doch auch." Und dann erinnert man sich an den Magnetrührer, den man neulich erst im Labor benutzt hat - und daran, dass der einen Drehknopf hat, der mit Temperaturen beschriftet und sogar stufenlos verstellbar ist. Wenn man an diesem Punkt im Leben angekommen ist, hat man drei Möglichkeiten:
a) Einfach hinnehmen, dass Küchentechnologie nicht state of the art ist - Großmütterchen hat es schließlich auch geschafft, Suppe ohne Rückflusskühler zu kochen
b) An dieser Bürde des Schicksals verzweifeln und in Depression verfallen
c) Sich wie ein richtiger Chemiker zusammenreißen und seine Küche einfach Schritt für Schritt in ein Labor umrüsten
Offensichtlich ist Option c) die vielversprechendste und sei deshalb wärmstens empfohlen. Schritt 1 auf dem langem Weg zu einer professionellen Drogen Laborküche ist die Aufbewahrung der Zutaten unter optimalen Bedingungen. Für Gewürze oder ähnliches eignen sich z.B. besonders gut Laborflaschen mit Norm- schliff. Die Aromen bleiben drin, Luftfeuchtigkeit bleibt draußen und geschmacksneutral ist das Bor-Silikatglas sowieso. Nur Gefriertrocknung und Vakuumverpackung wären noch besser. Aber wir sind ja erst bei Schritt 1, der Flüssigstickstofftank unter der Spüle kommt später.
Zucker und Zimt - weihnachtliches Synthesereagenz
Wie jeder gute Chemiker weiß, ist eine korrekte Beschriftung der Gefäße das A und O guter Laborpraxis
 Natürlich seien an dieser Stelle alle gewarnt, nicht zu leichtsinnig zu sein und sich kontaminiertes Gerät aus dubiosen Quellen in die Küche zu holen. Egal wie oft man eine Flasche wäscht, ich würde trotzdem nicht daraus trinken, wenn da früher mal Benzol drin war. Wer sich vorbildlich und REACH konform seine Glasbehälter direkt beschriften lassen möchte, dem sei dieser sympathische kleine Laden empfohlen: http://www.vinegarandbrownpaper.co.uk/ideas_etched_in_glass.html (Ich werde für die Werbung nicht bezahlt, die kommt von Herzen).
Kaffeemaschine a la Boetticher
Sobald man sich die Grundlagen geschaffen hat, sollte man sich als nächstes darum kümmern, jeden morgen einen anständigen Kaffee oder Tee (wenn man so was denn regelmäßig morgens zu sich nimmt) parat zu haben. Den Goldstandard sollte man sich hierbei mit der Konstruktion setzen, die uns in Breaking Bad Staffel 3, Folge 6 "Sunset" von Gale Boetticher präsentiert wird. Egal ob die Komplexität dieses Aufbaus tatsächlich nötig ist, es sieht einfach fantastisch aus und bietet garantiert Gesprächsstoff, wenn man neue Freunde zum Essen einlädt. Natürlich muss ich hier den moralischen Zeigefinger erheben und mahnen, dass es keine gute Idee ist, Kaffee oder überhaupt irgendetwas in einem Labor zu konsumieren. Aber ich nehme an, zwei Methamphetaminköche geben nicht all zu viel auf überhaupt irgendeines meiner Gliedmaßen.
Eventuell hat nicht jeder genug Platz in seiner Küche, um eine derart raumfordernde Kaffee-maschine zu errichten. Deshalb möchte ich für den kleinen Anfang die Konstruktion dieses ambitionierten Laborkünstlers erwähnen (der die Idee dazu möglicherweise nach einer wie eingangs beschriebenen Erkenntnis in der Küche hatte). Genauere Informationen dazu finden sich hier: 
http://www.versuchschemie.de/htopic,14036,kaffee+vakuum.html

Das war´s vorerst aus der Reihe "schöner wohnen im Labor" und nun auf an die Sylvestervorbereitungen!